Teilnachlass Joseph Joachim | Projektbericht

Der Teilnachlass Joseph Joachim

Der im Brahms-Institut verwahrte Teilnachlass umfasst Musikautografe und -abschriften, Briefe von und an zahlreiche Korrespondenzpartner sowie Fotografien, Konzertprogramme und Zeitungsausschnitte. Den größten Teil bilden die etwa 1.000 Briefe von und an Joseph Joachim. Zu den Briefpartnern zählen neben Joachims Frau Amalie, Robert und Clara Schumann oder Gisela von Arnim unter anderen der Hamburger Musikgelehrte Theodor Avé-Lallemant, Joachims Schüler und späterer Biograf Andreas Moser sowie Brahms’ ehemalige Verlobte, die Göttinger Professorentochter Agathe von Siebold. Die Verleger Hermann Härtel und Hans Simrock zählen ebenfalls zu den Korrespondenzpartnern. Erweitert wird dieser Kreis um prominente Musiker und Komponistenkollegen wie Niels Wilhelm Gade, Siegfried Ochs, Julius Otto Grimm und Julius Stockhausen. Die adlige Sphäre ist durch Pauline Fürstin von Metternich, Hedwig von Holstein und Gräfin Rosalie Sauerma vertreten. Nur wenige der Schreiben sind bisher auszugsweise in Joachim-Briefausgaben veröffentlicht worden. Im Mittelpunkt des Nachlasses steht das umfangreiche Konvolut von ca. 900 Briefen Joachims an seinen ältesten Bruder Heinrich (ca. 1825–1897) und dessen Frau Ellen Margarete Joachim geb. Smart (ca. 1844–1924). Heinrich lebte in London und nahm dort die englische Form des Vornamens »Henry« an. Das Konvolut enthält ausschließlich Briefe in eine Richtung, keinen Briefwechsel also. Dabei ist freilich viel über beide Briefpartner und deren Lebenswelt zu erfahren, da auf die Gegenbriefe Bezug genommen wird. Auf der einen Seite steht eine herausragende Musikerpersönlichkeit, auf der anderen ein wohlhabender Repräsentant eines international aufgestellten Wollhandels. Die Korrespondenz ist Schwankungen unterworfen, etwa durch Krankheit, Irritationen oder Spitzen in der Arbeitsbelastung. Über die Jahre nimmt der Anteil von Briefen an die Schwägerin stetig zu – und so verlagert sich die Korrespondenz zunehmend in die englische Sprache (340 Briefe). Der briefliche Kontakt wird auch über den Tod des Bruders hinaus mit der Witwe fortgeführt.

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