Teilnachlass Joseph Joachim | Projektbericht

Joseph Joachim

Joseph Joachim (1831–1907), der aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie stammt, gehört zu den bedeutendsten Geigern des 19. Jahrhunderts. Robert Schumann, Max Bruch, Johannes Brahms und Antonín Dvořák widmeten ihm Violinkonzerte. Als Gründungsdirektor der Königlichen Musikhochschule in Berlin gehört er zu den prägendsten Musikerpersönlichkeiten seiner Zeit. Zugleich war Joachim einer der engsten Freunde von Johannes Brahms.

Ähnlich wie Clara Schumann auf dem Feld des Klaviers repräsentiert der in jungen Jahren schon von Felix Mendelssohn protegierte Joachim eher den ›asketischen‹, sich dem Werk unterordnenden Interpreten. Die wenig erhaltenen (und veröffentlichten) Aufnahmen dokumentieren sein Rubato- und Portamentospiel, seine Phrasierungen sowie sein sparsam eingesetztes Vibrato. Joachims Haltung als ›moderner‹ Interpret seiner Zeit stellt einen Gegenentwurf zu anderen Virtuosen wie dem legendären ›Teufelsgeiger‹ Niccolò Paganini dar. Diese Haltung prädestinierte Joachim auch für die Kammermusik. Fast vier Jahrzehnte war er Primarius des von ihm gegründeten Joachim-Quartetts, mit dem er jährlich zahlreiche Konzertreisen unternahm. Mit der Programmgestaltung der Quartettabende etablierte Joachim zugleich einen kammermusikalischen Kanon. Eine Neuerung war dabei die Aufführung nicht nur ausgewählter Einzelwerke sondern geschlossener Werkgruppen. So spielte die Formation das gesamte Quartettschaffen von Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Mendelssohn und Schumann. Als einzigen zeitgenössischen Komponisten nahm Joachim auch Johannes Brahms in herausgehobener Stellung in diesen Kanon auf.

Joachims eigene Kompositionen, die fast ausnahmslos in seiner frühen Zeit als Konzertmeister in Hannover entstanden, wurden von Liszt, Schumann und Brahms geschätzt. Fraglos auch in der unmittelbaren Auseinandersetzung mit Brahms verzichtete Joachim dann aber auf eine weitere kompositorische Tätigkeit. Als weiteren zentralen Bereich seines Wirkens entfaltete der international renommierte Geiger eine umfangreiche Lehrtätigkeit. 1866 hatte er die Leitung der neugegründeten »Lehranstalt für ausübende Tonkunst« übernommen, aus der später die »Hochschule für Musik« in Berlin hervorging. Mehr als 400 Geiger wurden in seiner Schule ausgebildet.

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