Brahms gewidmet | Projektbericht
Bernhard Scholz: Quintett für zwei Violinen, Viola und zwei Violoncells op. 47
Editionen
Die Editionen liegen im PDF-Format vor.
Partitur | Violine I | Violine II | Viola | Violoncello I | Violoncello II |
Kritischer Bericht
Quellenlage
ES: Erstdruck der Stimmen, Julius Hainauer, Breslau [1878]
AK: Autografer Klavierauszug, Staatsbibliothek Berlin, Mus. ms. autogr. B. Scholz 50 N
Der Erstdruck des Quintetts bei Julius Hainauer in Breslau umfasst lediglich den Stimmensatz, eine Partiturausgabe ist im Zuge der Erstveröffentlichung nicht erschienen. Ein erhaltenes Autograf der Originalpartitur ist nicht bekannt, wohl aber ist ein offensichtlich für eine mögliche (jedoch nie ausgeführte) Veröffentlichung gedachter Klavierauszug zu vier Händen (bzw. zwei Klavieren) überliefert.
Aufgrund des fehlenden Autografs der Partitur bzw. Stimmen stellt die vorliegende Erstausgabe der Stimmen die Hauptquelle für die Textkonstitution der NA dar, AK dient dem Abgleich fraglicher Stellen.
Der Erstdruck der Stimmen erschien 1878 im Verlag Julius Hainauer in Breslau (vgl. die Verlagsanzeige in der AmZ 13/36 [4. September 1878], S. 575, die das Erscheinen »in Kurzem« ankündigt), die Plattennummer lautet J.1986H. Das für die Edition verwendete Exemplar befindet sich im Bestand des Brahms-Instituts an der Musikhochschule Lübeck.
Die Titelseite lautet: »JOHANNES BRAHMS | gewidmet. | QUINTETT | für zwei Violinen, Viola und zwei Violoncells | componirt | von | BERNHARD SCHOLZ. | [links:] Opus 47. [rechts:] Preis 7 Mark. | Preisgekrönt | vom Verein für Kammermusik in St Petersburg. | Mit Vorbehalt aller Arrangements. | [links:] Eigenthum des Verlegers für alle Länder. [rechts:] Eingetragen in das Vereins-Archiv. | BRESLAU, | JULIUS HAINAUER | Hof-Musikalienhändler S. M. des Königs v. Preussen. | [links:] Basel, St. Gallen, Zürich, Strassburg. | Gebr. Hug. [rechts:] Paris, | J. Maho, Durand, Schönewerk&Co | [links:] New-York, | G. Schirmer. [rechts:] Leipzig, | C. F. Leede. [darunter:] St. Petersburg, | A. Büttner. | Lith. Anst. v. C. G. Röder, Leipzig.«
Rechts oben in Blei der Besitzvermerk »G. Mangliers 24. VIII. 22«, darunter ebenfalls in Blei »27/6 47.«
Die Violino I-Stimme beginnt auf der verso-Seite des Titelblatts. Der Kopftitel aller Stimmen lautet »QUINTETT.«, rechts über dem ersten System: »Bernhard Scholz, Op. 47.« Rechts oben in Blei auf allen Stimmen der Besitzvermerk mit Datum »G. Mangliers 24. VIII. 22«
Staatsbibliothek Berlin, Mus. ms. autogr. B. Scholz 50 N.
Das Autograph umfasst Titelseite und – beginnend mit der Rückseite der Titelseite – 37 beschriebene Notenseiten im Querformat, 26 x 33 cm. Alle 38 Seiten sind mit je 12 Systemen rastriert. Die originale Paginierung beginnt mit der zweiten Notenseite (S. 2) und ist durchlaufend bis S. 37 geführt.
Die Titelseite lautet: » Johannes Brahms | gewidmet. |Preis=Quintett. | für | 2 Violinen, Bratsche und 2 Violoncells | von | Bernhard Scholz | 47.tes Werk. | [korrigiert aus: »Das Quintett ist«] Preisgekrönt vom Verein für Kammermusik in St. Petersburg | [links: korrigiert aus: »Ausgabe«] Auflagestimmen des Quintetts M ... [rechts:] Clavierauszug zu 4 Händen M .... | [runder Stempel: PR. ST. BIBLIOTHEK BERLIN] | M. 1926.2743«, links oben in der Ecke in fremder Hand: »Mus: ms: autogr | Scholz, Bernh. 50N«.
Es gibt keinen Kopftitel auf der ersten Notenseite (nur Tempobezeichnung: »Allegro moderato. [Viertel Note] = 100 M. M.«).
AK ist ein recht sauberes Exemplar mit einigen Korrekturen, die teilweise jedoch nicht inhaltliche Eingriffe anzeigen, sondern eine bevorzugte alternative Notierung für den Stecher darstellen. Dass das vorliegende Exemplar als Stichvorlage gedacht war, zeigt das Titelblatt mit angedeuteter Preisangabe und deutlicher Aufteilung der Seite wie in einem Druck. Mutmaßlich sollte der Klavierauszug als Alternativversion zu der auf dem Titelblatt von AK ebenfalls vermerkten Stimmenauflage (ES) erscheinen. Es finden sich jedoch keinerlei Stechereintragungen in Blau- oder Rotstift, sodass die Drucklegung wohl nie über ein Stadium theoretischer Vorüberlegungen hinausging.
Aufgrund der Konzeption der beiden Stimmen steht zu vermuten, dass AK zwar als »Clavierauszug zu 4 Händen« betitelt ist, aber für die Ausführung von zwei Klavieren gedacht ist (Part I + II).
Einzelanmerkungen zur Musik
Die im Erstdruck und in AK oftmals nach heutigem Verständnis inkonsistente und unlogische Balkensetzung wurde in der NA stillschweigend korrigiert: Wo nicht ausdrücklich zur Artikulation anders notwendig (so z. B. in Satz 2, T. 74/75 zur Verdeutlichung der hemiolischen Struktur), beginnen Balken auf betonten und enden auf unbetonten Zählzeiten. Im Fall von in der Darstellungsweise abweichenden dynamischen Angaben (Setzen von Gabeln oder »dim.«) in unterschiedlichen Stimmen an derselben Stelle wurden die Angaben auf »dim.« vereinheitlicht.
Ebenso wurden – wie in modernen Ausgaben üblich – Abbreviaturen im Normalfall aufgelöst. Belassen wurden sie lediglich an Stellen, wo sonst die Partitur zu aufgebläht würde.
6: in ES steht das Ritardando je nach Stimmführung an unterschiedlichen Stellen. In NA wurde dies auf den Standort der V1 geändert; diese hat als einzige keine ganze Note zu spielen, sondern eine rhythmische Bewegung
31/32: Va: die in ES nur angedeutete Bezeichnung durch staccato-Punkte (nur Zählzeiten 1+2 in T. 32, Zählzeiten 3+4 in T. 33) wurde in NA in Analogie zur Bezeichnung des KA ergänzt
41: Vl1: auf Zählzeit 1+2 wurden in NA offenkundig fehlende tenuto-Striche ergänzt, analog zu T. 32. Auch in AK sind die tenuto-Striche eingetragen
126–129: Vl2, Va: in beiden Stimmen ist in ES das stacc. nur an einzelnen Stellen eingetragen: in T. 126 auf Zählzeit 1 und 2, sodann in T. 128 komplett, in T. 129 in der Vl2-Stimme auf Zählzeit 4. Die Uneinheitlichkeit der Notierung und die gleichzeitig sehr homogene Stimmführung lassen vermuten, dass diese Eintragungen ein durchlaufendes stacc. andeuten sollen, dieses wurde deswegen in NA ergänzt
178: Vl1: auf Zählzeit 1+2 wurden in NA offenkundig fehlende tenuto-Striche ergänzt, analog zur Bezeichnung in T. 168. Auch in AK sind die tenuto-Striche eingetragen
143: in ES steht das Ritardando je nach Stimmführung an unterschiedlichen Stellen. In NA wurde dies auf den Standort der V1 geändert; diese hat als einzige keine ganze Note, sondern eine rhythmische Bewegung
169: Vl2, Vc1: in ES fehlt in beiden Stimmen auf Zählzeit 2 und 3 die portato-Angabe. In NA wurde diese ergänzt, um die Stimmen an die analog geführten Vl1 und Va anzugleichen
183: Vl1: in ES kein portato auf Zählzeit 2 und 3, dies wurde in NA ergänzt (analog zu Vl2 sowie zu T. 169)
31: Vl2: pp-Angabe fehlt in ES, wurde aber in NA aufgrund der Bezeichnung der Vl1-Stimme, die eine Terz höher geführt ist, ergänzt
37–39: Va, Vc1: die in ES nur eingangs der Passage angedeutete Phrasierung, die vom Komponisten aber offensichtlich gewünscht ist, wurde in NA ergänzt
45–48: Vc2: die in T. 45 angedeutete und offensichtlich auch weiterhin gültige Phrasierung wurde in NA ergänzt
118/119: Vl1 + Vl2: die im ED leicht voneinander abweichende Dynamikbezeichnung der parallel laufenden Stimmen (betrifft Beginn des decr., in ED Vl1 ab T. 119, Zählzeit 1) wurde in NA auf die Version von Vl2 vereinheitlicht66/67: Vl1: die Geltungsdauer des decr. wurde in NA an die Stimmen Va und Vc2 angepasst; in ES Geltungsdauer nur für T. 66
72/73: Vc1: analog zu Vl1, 2 und Va wurde in der NA die in ED fehlende decr.-Gabel ergänzt
88: Va: In ED hat nur Va einen abweichenden Standort der rit.-Angabe, dieser wurde in NA stillschweigend an die übrigen Stimmen angepasst
98/99: Vc2: in ED zweimal Bezeichnung mit fz, dies wurde in Analogie zur Vc1-Stimme, bzw. zu Vl2/Va in T. 94/95 in NA geändert zu sf
222: Vl2: im ED fehlt die Überbindung des Trillers zu den angehängten Sechzehntel-Nachschlägen. Analog zu Vc1 bzw. Vl1 und Va in T. 218 wurde dieser legato-Bogen in der NA ergänzt
275: Va: im ED sind Zählzeit 3 und 4 als portato notiert. Da alle anderen parallel geführten Stimmen (Vl1, Vl2, Vc2) nur staccato aufweisen, wurde die Va-Stimme in NA daran angepasst
296: Vc2: in ED auf Zählzeit 1/2 keine Bindung, diese wurde analog zum Vc1 sowie Vc1/Vc2 in T. 106 in der NA ergänzt
369: Vl1: in ED steht die Angabe »rit.« über Zählzeit 3. In NA wurde dies analog zu den übrigen (pausierenden) Stimmen auf Zählzeit 2 – den Beginn der neuen Phrase – angepasst.
373: Vc1: in ED ist Zählzeit 2–4 als portato mit staccato notiert. Da die parallel geführte Vc2-Stimme ebenso wie eine Analogstelle in Vl1 (T. 369) dagegen portato mit tenuto-Strichen angeben, wurde Vc1 in der NA an diese Stimmen angepasst
Autograf
Das Autograf liegt als PDF (21,4 MB) vor. >>Download