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Mitteilung des Instituts

Montag, 19.04.2021

FRÜHLINGSERWACHEN!
29. Brahms-Festival vom 30. April bis 9. Mai 2021

[von Wolfgang Sandberger]

Etwas trotzig haben wir hinter das Motto des diesjährigen Brahms-Festivals ein Ausrufungszeichen gesetzt! Zu groß ist die Sehnsucht nach einem musikalischen Frühling, dem Erwachen aus dem pandemiebedingten kulturellen Winterschlaf. Der Frühling steht für die Hoffnung, mit einem Mal sieht die Welt ganz anders aus: »Ich träumte von bunten Blumen / So wie sie wohl blühen im Mai / Ich träumte von grünen Wiesen / Von lustigem Vogelgeschrei« – so singt der einsame Winterwanderer in Schuberts Frühlingstraum. Doch über den Wandel der Natur hinaus weckt der Frühling auch künstlerische, ja sogar politische Assoziationen. Er verfügt über eine enorme metaphorische Kraft, als Vision gegen die menschliche Distanz, gegen ästhetische »Eiszeiten« oder »kalte Kriege«.

Unter diesen Vorzeichen haben wir Programme entwickelt, die für uns in diese Zeit gehören: Im Mittelpunkt des Sinfoniekonzerts in der MuK, das aufgrund aktueller Rahmenbedingungen nur noch schulintern gespielt werden darf, steht die Frühlingssinfonie von Robert Schumann. Die Abendprogramme folgen einer eigenen Dramaturgie: Im Eröffnungskonzert erwacht die Musik aus 4’33’’ von John Cage bis hin zu den Eisblumen von Heinz Holliger. Über die Themenabende »Fernweh«, »Dis-Tanz«, »Musenkuss« oder »(Gem)einsam« geht es ins Finale: »Ins Freie« unter anderem mit dem Gassenhauer-Trio von Beethoven.

Schon jeder Festivalmorgen beginnt übrigens in St. Jakobi mit der Reihe »Aufgeweckt!«. Könnte ein Morgen an einem schöneren Ort starten? Dann eine Tasse Tee oder ein Cappuccino im (sonnigen!) Freien. Die so erfolgreiche Streichquartett-Serie im Behnhaus Drägerhaus wird in diesem Jahr im MHL-Streaming zur Verfügung stehen: Mozart, Berg und Schönberg sind am 6., 7. und 8. Mai jeweils ab 12:30 Uhr online abrufbar. Auf die Villa Brahms müssen wir leider verzichten – sie wird derzeit restauriert.

Wir träumen also weiter vom musikalischen Frühling, auch wenn der Traum in Schuberts Lied wie eine Seifenblase zerplatzt: »Und als die Hähne krähten / Da ward mein Auge wach / Da war es kalt und finster / Es schrieen die Raben vom Dach.« Wir reagieren auf die Pandemie, indem alle Abendkonzerte live aus dem Großen Saal gestreamt werden. Andere Programme wie der Studierendenabend werden auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

»Frühlingserwachen!« – das Motto weckt bei vielen vielleicht auch Assoziationen zu Frank Wedekinds Schauspiel Frühlings Erwachen. Dort heißt es an einer Stelle: »Ich kann mich nicht länger der Überzeugung verschließen, dass es endlich an der Zeit wäre, irgendwo ein Fenster zu öffnen.« Öffnen wir es.

Das Festivalprogramm sowie die Informationen zum Besuch der Morgenandachten und zum Streaming der Abendschiene finden Sie hier.



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