Schumann und Brahms

Robert Schumanns Carnaval op. 9 eröffnet den Morgen in der Villa Brahms – laut Selbsteinschätzung des Komponisten ein »humoristischer Maskenroman«, der musikalische Portraits von Mitgliedern des fiktiven ›Davidsbundes‹ mit der Sphäre der Commedia dellʼarte vereint. Das motivische und harmonische Gravitationszentrum bilden musikalische Chiffren – die Sphinxes – die sich mit den Noten as c h oder a es c h auf das Städtchen Asch zurückführen lassen, aus dem Schumanns einstige Geliebte Ernestine von Fricken stammt. Nachdem Schumann mit dem Artikel Neue Bahnen den 23 Jahre jüngeren Johannes Brahms gleich einem Messias in die Musikwelt einführt, vernichtet Letzterer unter dem großen Druck, der nun auf ihm lastet, mehrere frühe Kompositionen, darunter auch einige Klaviertrios. Das erste Trio, das er letztendlich doch unter Zweifeln veröffentlicht, ist das H-Dur-Trio op. 8. Erklingen wird es am 27. Juni allerdings in der zweiten, stark überarbeiteten Fassung, die Brahms acht Jahre vor seinem Tod anfertigte. Reizvoll verbinden sich in dieser Version die jugendlich-schwärmerischen Themen mit der kompositorischen Finesse des reifen Komponisten. Es musizieren Studierende der MHL, die Moderation übernimmt die Doktorandin Lea Kollath.

Mit der moderierten Kammermusikreihe »Sommergäste« wendet sich das Brahms-Institut nach mehr als sechs Monaten erstmals wieder an die Öffentlichkeit. In den historischen Räumlichkeiten des Erdgeschosses wurden dringend notwendige Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Nun erstrahlt das ehemalige Landhaus in neuem Glanz. Die ersten Konzerte sind den Professores Renate und Kurt Hofmann gewidmet, die das Institut seit seiner Gründung im Jahre 1990 als An-Institut der MHL geleitet haben. Auf ihrer einzigartigen Sammlung zu Johannes Brahms und seinem Umfeld baut bis heute die Arbeit des Brahms-Instituts auf. Am 18. Mai 2021 konnte Kurt Hofmann seinen 90. Geburtstag feiern, am 14. Juli wird seine Frau Renate 80 Jahre.

Das Museum in der Villa Brahms öffnet seine Türen zur Ausstellung »Johannes Brahms – Beziehungszauber« für Konzertbesucherinnen und -besucher jeweils eine Stunde vor und nach der Veranstaltung. Rund 60 wertvolle Musikhandschriften, Widmungswerke, Briefe und Fotografien zeichnen das Beziehungsgeflecht rund um den Komponisten nach.


Programm:

Robert Schumann (1810 – 1856)

Carnaval. Scènes mignonnes […] sur quatre notes op. 9

Johannes Brahms (1833 – 1897)

Klaviertrio H-Dur op. 8

Mitwirkende:

Alexandra Suhr Violine

Florian Schmidt Violoncello

Jakob Linowitzki, Fabian Luchterhandt Klavier

Lea Kollath Moderation
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